Wir können nicht über die Dinge hinwegschauen, ohne uns einem weiteren manipulierten Markt in der Welt zu widmen. In den letzten beiden Wochen präsentierten sich die Börse eher mau bis zart verzweifelt. Grund hierfür sind die nach wie vor sinkenden Anleiherenditen (in rückläufigen Renditen spiegelt sich ein verschlechternder Wirtschaftsausblick).

US-Märkte, die unsichtbare Hand & ein unbeeindruckter Goldpreis

Renditen auf 10-jährige US-Staatsanleihen sind kürzlich auf bis zu 1,595 % gesunken, was dem niedrigsten Niveau seit Herbst 2016 entspricht. An nur einem Handelstag büßte der Dow Jones im gleichen Atemzug in der Spitze um knapp 600 Punkte ein, bis eine unsichtbare Hand intervenierte, den Rentenmarkt stabilisierte und dem Aktienmarkt dabei half, sich wieder zu berappeln.

Während der Dow Jones am Ende dieses Handelstages um 22 Punkte nachgab, konnten der S&P 500 und der Nasdaq Index diesen Tag gar im grünen Bereich beenden. Nichtsdestotrotz drehte der Goldpreis voll auf, um zuletzt bis auf über 1.530 US-Dollar pro Feinunze zu klettern.

Indizien für einen anderen Währungsmanipulator

Doch nun, da die US-Regierung China das Schild mit der Aufschrift „Währungsmanipulator“ um den Hals gehängt hat, sehen wir uns dazu verpflichtet, die Entwicklungen an den Devisen- und Währungsmärkten noch eingehender zu beobachten, um die Aktivitäten des neuesten Währungsmanipulators zu entlarven.

Unsere Spione haben die Beweise zusammengetragen. Es handelt sich um Indizienbeweise, wie wir frei heraus zugeben. Trotz allem sind diese Beweise erdrückend und aus unserer Sicht mehr als ausreichend, um eine große Jury einzuberufen. Um welchen Währungsmanipulator handelt es sich?

SNB nimmt Einfluss auf Devisenmärkte

Wir kommen zu dem Schluss, dass die Schweizer ihre Währung manipulieren. Die Schweizer Sichteinlagen – Bankeinlagen, die sich ohne Vorankündigung sofort abheben lassen – stiegen in der ersten Augustwoche um 1,6 Milliarden Schweizer Franken. Diese Anomalie ließ sich bereits in der Vorwoche, in der die Sicht- und Bankeinlagen um 1,7 Milliarden Schweizer Franken geklettert waren, beobachten.

Addiert man das eine zum anderen, so liegt das hieraus resultierende Fazit auf der Hand. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat Einfluss auf die Devisenmärkten genommen. Die SNB hat elektronisch Schweizer Franken erzeugt, um damit Euros zu anzukaufen. Warum das?

Vorauseilende Abwertung angesichts der EZB-Pläne

Die Antwort: Um den Schweizer Franken zu verbilligen, die Schweizer Exportwirtschaft zu fördern und die heimische Tourismusindustrie anzukurbeln. Es gibt eine Reihe von Hinweisen darauf, dass sich das Verarbeitende Gewerbe in der Schweiz zum aktuellen Zeitpunkt bereits in einer Rezession befindet.

Und die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Finanzmärkte bereits darauf eingestimmt und vorbereitet, den eigenen Geldhahn im September wieder aufzudrehen. Schon jetzt hat der Euro auf diesen Ausblick zu reagieren begonnen: Gegenüber dem US-Dollar ging es zuletzt wieder deutlich abwärts.

Lässt die EZB ihren Worten Taten folgen, würde der Außenwert des Schweizer Frankens in Relation zum Euro so hoch aufragen wie das Matterhorn. Schon zum jetzigen Zeitpunkt befindet sich der Schweizer Franken auf seinem höchsten Niveau seit Juni 2017. Und aus eben jenem Grund kaufen die Schweizerischen Institutionen still und heimlich Euros.

Drei schwergewichtige Zeugen

Mit diesem Fall möchte ich mich in meinem heutigen Bericht also befassen. Und hier präsentiere ich Ihnen den ersten Zeugen, namentlich Maxime Botteron, Ökonom bei der Schweizerischen Großbank Credit Suisse, der wie folgt ausführt:

Ich bin davon überzeugt, dass die SNB zuletzt am Devisenmarkt interveniert hat, denn in Bezug auf die Entwicklung der Sichteinlagen handelt es sich mit Blick auf die erste Augustwoche um die höchsten Wochenanstiege seit Mai 2017. Hierbei handelt es sich um ein klares Zeichen, dass die SNB am Markt aktiv war (ist).“

Zeuge Nummer zwei betritt den Zeugenstand, ein gewisser Thomas Stucki. Aus den Akten geht hervor, dass Herr Stucki ehedem als Direktor für Devisenreserven bei der SNB aktiv war:

Als die EZB-Erklärung letzten Donnerstag um 13.45 Uhr veröffentlicht wurde, verlor der Euro in Relation zum US-Dollar teils deutlich an Wert, nicht jedoch gegenüber dem Schweizer Franken. Jeder Schritt der SNB, Euros mit neu erzeugten Schweizer Franken zu kaufen, würde den Euro stärken. Möglicherweise steht die SNB hinter dieser Entwicklung.“

Lassen Sie mich mit ein wenig Sarkasmus erwähnen, dass es ebenfalls möglich ist, dass die Nacht auf den Tag folgt, oder dass ein vom Baum fallender Apfel nach unten auf den Boden fällt…

Abschließend lauschen wir dem Zeugnis des Herrn Karsten Junius, seines Zeichens Chefökonom bei J. Safra Sarasin:

Die SNB ist definitiv am Markt aktiv.“

Anklage gegen China zeigt verkehrte Welt

Die Anklage ruht. Wir kommen zu dem Schluss, dass es sich im Fall der Schweizer um Währungsmanipulatoren handelt. Wir halten den Fall für gründlich abgeschlossen. Wann folgt das Protestgeschrei aus Brüssel? Lassen Sie mich nun aus der Rolle des Staatsanwalts herausschlüpfen, um zur Verteidigung eines aus meiner Sicht zu Unrecht beschuldigten Währungsmanipulators überzugehen: China.

Die jüngsten Vorwürfe der US-Regierung gegenüber Chinas sind nicht nur falsch. Sie sind genau genommen um 180 Grad verdreht dargestellt. Daraus folgt, dass China nicht zu einem Währungsmanipulator abgestempelt wurde, weil es seine Währung manipuliert hätte.

China wurde mit Vorwürfen konfrontiert, als es aufhörte zu manipulieren!

Vielmehr wurde China als Währungsmanipulator gebrandmarkt, weil es vorübergehend damit aufgehört hatte, seine Währung zu manipulieren. Hier lässt sich die nachfolgende Dynamik beobachten: China koppelt seinen Yuan/Renminbi auf leisen Sohlen an den US-Dollar. Doch der US-Dollar verfügt über viel mehr Muskeln als der Yuan/RMB.

China manipuliert seinen Yuan/RMB nach oben – und nicht nach unten, um die Bindung an den US-Dollar aufrechtzuerhalten. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass die People´s Bank of China Yuan/RMB kauft und US-Dollars verkauft. Allein seit April letzten Jahres hatte der Yuan/RMB gegenüber dem US-Dollar um knapp zehn Prozent aufgewertet. Ein Wechselkurs von 7:1 wurde bzw. wird an den Währungsmärkten allgemein als „rote Linie im Sand“ bezeichnet.

Anfang August ließ China den Yuan/RMB dann vorübergehend von der (Bindungs-)Kette, womit die rote Linie im Sand gerissen und die magische Marke 7 durchbrochen wurde. Die Regierung der Vereinigten Staaten bezeichnete China daraufhin dann endlich offiziell als Währungsmanipulator.

„Geldpolitik“ – einfach ein schöneres Wort als Manipulation

Denken Sie über diese Entwicklung im Nachgang einen kurzen Moment nach. Hätte es Herr George Orwell besser machen können? Es lässt sich auch ein anderer Begriff für das hässliche Wortspiel der Währungsmanipulation ausmachen. Es handelt sich um einen Euphemismus, der entworfen wurde, um den Begriff Währungsmanipulation besser klingen zu lassen.

Dieser Euphemismus spiegelt sich in dem Begriff der Geldpolitik. Die U.S. Federal Reserve betreibt eine eigene und interessengeleitete Geldpolitik. Ich möchte Sie abschließend darauf hinweisen, dass die U.S. Federal Reserve die paritätische Kaufkraft des US-Dollars seit deren Gründung im Jahr 1913 um 96 Prozent zerstört hat.

Mein Fazit lautet: Entlarvt all diese Währungsmanipulatoren!

Ihr Brian Maher

Gastbeitrag für CK*Wirtschaftsfacts / © Brian Maher / The Daily Reckoning / Agora Publishing

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